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Fastnacht 1422

Es nahet gen der uasenacht, des süll wir gail und frölich sein
ye zway und zway ze sament tracht, recht als die zarten teubelein
doch hab ich mich gar schon gesellt zu meiner krucken
dir mir mein bül hat auserwellt für lieplich rucken

repeticio
Wnd ich die kruck uast an mich zuck, freuntlichen under das üchsen smuck
ich gib jr mangen hertten druck, das sy müss kerren,
wie möcht mir gen der vasenacht noch bas gewerrê
plehe nu lat ew’ plerren

Seyd das die wilden uaglin sint, gezwayt yet schon an allen neydt,
was wolten dann die liebn’ kind, nu feyern gen der lieben zeit
mit halsen küssen ein schönes weib, schmucz la dich niessen
haimlichen brauch dein iungen leib an als uerdriessen

Die uasnacht und des mayen pfat, die pfeiffen uast auss einem sack
was sich das jar verborgen hat, das tüt sich ögen an dem tag
doch hat mein frow jr tück gespart mit falschem wincken
all gen dem herbst ich schraw jr uart seyd ich müss hincken.


Oswald von Wolkenstein, Nr. 60
Quelle: Klaus J. Schönmetzler; Oswald von Wolkenstein. Die Lieder. Emil Vollmer, München 1979

Zum Hintergrund: 1421 Streitigkeiten mit Martin Jäger um Hauenstein. Oswald wird im Herbst 1421 von Anna Hausmann unter dem Vorwand einer gemeinsamen Wallfahrt in eine Falle gelockt, von Martin Jäger gefangen genommen, nach Burg Vall bei Prissian verschleppt und gefoltert. Später Überführung nach Burg Forst bei Meran, Übergabe an Herzog Friedrich. 18. 3. 1422 Vorläufige Freilassung gegen eine Bürgschaft von 6000 Gulden. Bündnis der Brüder Wolkenstein. Oswald verpfändet sein gesamtes Vermögen an seinen Bürgen Hans von Villanders.
Das Lied entstand im Februar 1422. Oswald war durch die Folter so schwer verletzt worden, dass er immer noch eine Krücke (»kruck«) brauchte. Hinweis auf die Falle in der letzten Strophe (»mit falschem winkcen«).