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Morgen, Kinder, wird’s nichts geben

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben, nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben, das genügt, wenn man’s bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit. Morgen ist’s noch nicht soweit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden, Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden, Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann. Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bißchen durch die Straßen, dort gibt’s Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen, macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch! Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen – lernt drauf pfeifen, werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen, denn im Ofen fehlt’s an Holz!
Stille Nacht und heil’ge Nacht – weint, wenn’s geht, nicht, sondern lacht!

Morgen, Kinder wird’s nichts geben! Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld.
Morgen, Kinder, lernt für’s Leben! Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit... Ach du liebe Weihnachtszeit!


Text von Erich Kästner. Quelle: Das kleine dicke Liederbuch