Die Ballade von den allgemeinen Redensarten
Ein Fisch, der oben schwimmt, riecht nicht mehr frisch,
und ist das Weib im Bett kein Marmelstein,
(von Kuckuckseiern weiß kein Nest sich rein)
wird auch der Mann zufrieden sein am Tisch.
Die gute Zeit vergisst man in der schlechten,
ein Baum, der Gummi schwitzt, ist wurzelkrank,
in jedem Haufen gibt es nicht Die drei Gerechten,
und auch die Spötter sitzen oft nicht auf der gleichen Bank.
Ich kenne alle bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.
An einer Hose seh ich, wo ihr Träger war,
und in die Kutte passt ein Pfaffe nur hinein,
ob sie noch Jungfrau ist, wird erst nachdem uns offenbar,
und wie der Diener, also muss der Herr beschaffen sein.
Nicht hinter jedem Schleier waltet Frömmigkeit,
und wer vom Henker schwätzt, fühlt auch das Eisen schon.
Oft kommen Hurensöhne ganz legal zum Thron,
und wer die Mutter freit, dem klagt die Tochter bald ihr Leid.
Ich kenne alle bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.
Nicht Dornen immer, auch die Rosen stechen,
viereckig kann der Wagen sein, doch nie ein Rad,
der Schleicher wird mit Gott noch leiser sprechen,
die Flügel hat der Wind und nicht das Blatt.
Ich kenn den Geizhals schon am Gang,
er macht nur kleine, vorsichtige Schritte,
Verschwender leben überall im Überschwang,
und wer betrunken ist, kennt keine Mitte.
Ich kenne alle bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.
Text: François Villon, Nachdichtung: Paul Zech
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