Eine neue Ballade
gedichtet für Mira lYdolle
Die Bäume standen alle grau und krank
im Wald herum, weil in dem Bach der Tag ertrank.
Du aber warfst die Kleider fort vom Leib
und hast ein weißes Licht
mir angezündet, du, mein Abendweib,
mit Wurzelhaar und Tiergesicht.
Und immer werden meine Augen hell und weit,
wenn in der Nacht mir solch ein Mond erscheint.
Die Bäume wuchsen in den Mai hinein
und wollten nicht mehr grau und einsam sein.
Ich aber weiß nicht, wo du weilen magst,
ich weiß nur, wie du hautnacktheiß
mit deinem Mund an meinem Munde lagst.
Und über uns der Mond zog seinen Kreis
die lange Nacht
und hat mich still und hat mich krank gemacht.
Ich bin nach deinem Muttermal so krank,
das sich an meinem Blut betrank.
Das wird ich manche Nacht im Wald
noch wissen... du, noch einmal kehr
zurück, im weißen Kleid. Bald bin ich alt
und wie die Bäume krank und leer...
Doch heute, in dem milden Licht,
wie quält es mich nach Wurzelhaar und Tiergesicht.
Text: François Villon, Nachdichtung: Paul Zech
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