Die Räuberballade
von Pierre, dem roten Coquillard
Mit seinem alten Hut schief im Gesicht
und mit dem Messer in dem Gürtel drin
und auch nicht immer ganz im Gleichgewicht
(das kam vom Rum und dem verfluchten Gin);
so steht er vor euch, Pierre, der rote Coquillard,
der führte die Soldaten an der Nas herum.
Und weil er überall und nirgends war,
da nahm ihm das Gericht die Sache krumm.
Pierre konnte nie ein Mädchen weinen sehn,
er nahm es mit, wenn er zum Fischen ging.
Nur in die Kirche liess er sie alleine gehen
und drehte irgendwo ein neues Ding.
Doch hat er nie die Armen ausgeraubt,
weil er nur scharf auf Taler und Dukaten war.
Und wer euch diesen Spruch nicht glaubt,
dem sagt: Das war der Pierre, der rote Coquillard.
Und als er unser Hauptmann war
mit dem Gesicht voll Narben kreuz und quer
und auf dem Schädel keine Spur von Haar;
da wurden uns die Taschen nicht mehr leer,
da waren wir die Herren in der Stadt
und tanzten jede Nacht statt der Soldatenschar.
Und wenns die Polizei erfahren hat,
dann war er nicht mehr da, der rote Coquillard.
Man sagte, dass es in der ganzen Welt
nicht einen Schurken gäbe, der ihm gleicht.
Wie mancher Baas hat sich für unser gutes Geld
den Bauch um viele Zentner aufgeweicht.
Das hat dem Henker längst nicht mehr gepasst,
er sass im Wald allein bei seiner Rabenschar.
Da lud er sich zu Gast
so wie er war, den Pierre, den roten Coquillard.
Text: François Villon, Nachdichtung: Paul Zech
Hörtip: CD Lismore, ach so ...
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