Jalava-Lied
Von Sonn und Kessel schwarzgebrannt, und auch vom scharfen Wind,
steht Jalava am Führerstand, wo Dampf und Flammen sind.
Sein neuer Heizer ist dabei, der ihm das Feuer nährt,
auf der Lokomotive zwei-neun-drei, die heut nach Russland fährt.
Ein kleiner Mann von schmalem Bau, der werkt dort auf der Brücke,
Ruß im Gesicht, das Haar ist grau, es war eine Perücke.
Refrain:
Jalava, Jalava, du Finne, was lachst du gegen den Wind?
Ich lache, weil meine Sinne alle beisammen sind,
und weil wir weiter kamen, und weil die Welt sich dreht,
und weil mein Heizer von Flammen und von Dampfkesseln was versteht.
Sie dampfen ein in Beloostrow, wo Schocks von Offizieren
die Züge auf dem Grenzbahnhof penibel kontrollieren.
Sie prüfen jegliches Gesicht bei ihrer Inspizierung,
doch sehen sie am Kessel nicht den Staatsfeind der Regierung.
Jalava weiß, worum es geht, und langsam dampft vorbei
am letzten Posten, der dort steht, die Lokomotive zwei-neun-drei.
Refrain:
Jalava, Jalava, du Finne, was lachst du gegen den Wind?
Ich lache, weil meine Sinne alle beisammen sind,
und weil wir weiter kamen, und weil die Welt sich dreht,
und weil mein Heizer von Flammen und von Dampfkesseln was versteht.
Jampa ja la la la la, jampa ja la la la la,
jampa ja la la la la, jampa-a-a
Jampa ja la la la la, jampa ja la la la la,
jampa ja la la la la, hoi! hoi! hoi!
Da saust die Grenzstation vorbei, die Birken stehen nackt,
die Lokomotive zwei-neun-drei schnauft in erhöhtem Takt.
Und Jalava lacht in den Wind, in den Oktoberregen.
Heizer, wenn wir drüben sind, dann wird sich was bewegen.
Jetzt schneidet der Oktoberwind die letzten Äpfel an,
die an den kahlen Bäumen sind an der finnischen Eisenbahn.
Refrain:
Jalava, Jalava, du Finne, was lachst du gegen den Wind?
Ich lache, weil meine Sinne alle beisammen sind,
und weil die Fahrt in den Bahnhof hinter die Grenze führt,
und Wladimir Iljitsch Uljanow, mein Heizer, die Flammen schürt.
Jampa ja la la la la, jampa ja la la la la,
jampa ja la la la la, jampa-a-a
Jampa ja la la la la, jampa ja la la la la,
jampa ja la la la la, hoi! hoi! hoi!
T: Heinz Rudolf Unger. M: Georg Herrnstadt, Willi Resetarits (Gruppe Schmetterlinge, Wien).
Q: »Liedercircus«, Bund-Verlag 1985. S: Hraban (Ich bin stolz auf meine Dampflok! Nur die Dampfpfeife klingt nicht so richtig.)
Das Lied bezieht sich auf eine illegale Grenzüberschreitung Wladimir Ijitsch Uljanows alias Lenin, der zunächst 1917 mit Hilfe des deutschen Geheimdienstes aus seinem Schweizer Exil nach Russland geschleust wurde, um die Revolution anzuheizen, dann aber nach Finnland fliehen musste – mit Hilfe des finnischen Lokführers und Kommunisten Hugo Erikowitsch Jalava (1874–1950) – 1917 kehrt er, als Pfarrer verkleidet, zurück. Das Lied verdreht die Geschichte also, weil die Metapher einfach schöner ist. (Ist das normal? Ist das legal? Ist das erlaubt?)
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