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Du sollst leben!

Frühling war’s im ganzen Land
und Frühling auch in ihrem Sinn,
sie tanzte nach des Winters Fron
und lachte: Ich will leben!

Die Auferstehung uns’res Herrn –
O Freude! rief der Pfarrer aus –
die Osterglocken blühten hell;
die Lämmer: Sie soll’n leben!

Dem Bauern ist die Kuh verreckt:
"Das muss diese Hexe gewesen sein!"
Und als seine Frau im Kindbett starb,
nahm sie das Kind: Du sollst leben!

Ja, Leben war ihr einzig Ziel.
Sie tat, was sie konnte, und sie konnte viel.
Sie brachte vielen Freud und Heil
und lachte: Ihr sollt leben!

Doch Neider gibt’s an jedem Ort
und gierig Denunziantenschleim.
Noch beim hochpeinlichen Verhör
schrie sie nur: Ich will leben!

Die heilige Inquisition
bricht jeden, den sie brechen will.
Und ihr, die doch nur leben will,
gilt das Urteil: Du mußt sterben.

Sie schreit zu Gott: Kann er das woll’n?
Sie weiß nicht, wie man Leiden bringt.
Und selbst dem, der ihr Urteil spricht,
wünscht sie nur: Du sollst leben!

Die Jahre gingen in das Land,
von Scheiterhaufen trüb erhellt.
Und der das Todesurteil spricht,
der predigt: Ich bin das Leben.

Es wächst die Zeit, und Krieg und Not
und Not und Krieg – sie zieh’n vorbei.
Und jenem, der das Urteil sprach,
dem tönt es: Du sollst leben!

So lebt er fort, des Lebens müd,
bringt viele Menschen in den Tod.
Die Zeit geht hin, doch nicht um ihn,
er weiß nur: Du sollst leben!

Er ist sehr reich – er hat die Zeit –,
doch Gut und Geld bedeuten nichts,
zum Leben ewiglich verflucht –
sie schrie es: Du sollst leben!

Gewiß, daß er nie sterben darf;
Erlösung gibt es nicht für ihn.
Sein Gewissen läßt ihm keinen Schlaf.
Auf ewig: Du sollst leben!


T&M: Hraban 11+12/98
Das lange Stück der Melodie ist nur das Vor-/Zwischenspiel!

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