Die Arme und die Reiche
»Ich will reigen«, sprach ein wünneclichîu maget,
»diesen meigen wart mir fröude gar versaget.
nu hât mîn jâr ein ende: des bin ich frô.
nieman mich fröuden wende, mîn muot stêt hô.
Refrain:
Mir ist von strôwe ein schapel und mîn frîer muot
lieber danne ein rôsenkranz, sô ich bin behuot.«
»Lâz erbarmen dich«, sprach ir gespil zehant,
»dâz mich armen niht geschuof diu gotes hant,
wan sî geschuof mich rîchen. hî, waere ich arm!
sô wólte ich mit dir strîchen, ze fröuden varn.
Ez ist verdrozzen hîe, sît daz mîn müemel hât
vor beslozzen mir di mîne liehten wât.
trûr ich, si giht ich gewinne von liebe not.
fröuw ích mich: 'daz tuot minne' wan waere si tôt!«
»Wiltu sorgen wáz sol dir dîn schoener lîp?
dú solt morgen sámt mir: trûren von dir trîp!
ich wil dich lêren snîden, wis fröuden vol!
tuot wê daz, wir sulnz mîden, uns wirt sus wol.«
»Ich hân schiere mir gedâht einen gerich:
wan ich zwiere, swâ man zwinket wider mich.
sie enlât mich niender lachen gen werdekeit:
sô nime ich einen swachen, daz ist ir leit.«
T: Burkhard von Hohenfels (Überlingen um 1200)
M: Hraban vom Rauenegg (Ravensburg 1994) nach
Oswald von Wolkenstein (Konstanz 1417, Nr. 69, »Do vrai amour«)
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