Freifrau von Droste-Vischering
Freifrau von Droste-Vischering, Vi-, Va-, Vischering,
zum heilgen Rock nach Trier ging, Tri-, Tra-, Trier ging.
Sie kroch auf allen Vieren,
sie tat sich sehr genieren,
sie wollt gern ohne Krücken
duch dieses Leben rücken.
Ach herrje, herrjemine, ach, herrje, herrjemine,
ach herrje, herrjemine Josef und Maria!
Sie schrie, als sie zum Rocke kam, Ri-, Ra-, Rocke kam:
»Ich bin an Händ' und Füßen lahm, Fi-, Fa, Füßen lahm.
du Rock bist ganz unnähtig,
drum bist du auch so gnädig;
hilf mir in deinem Lichte
ich bin des Bischofs Nichte!«
Ach herrje...
Drauf gab der Rock in seinem Schrein, si-, sa-, seinem Schrein
auf einmal einen hellen Schein, hi-, ha-hellen Schein,
der fuhr ihr in die Glieder,
sie kriegt das Laufen wieder;
getrost zog sie von hinnen
die Krücken ließ sie drinnen.
Ach herrje...
Freifrau von Droste-Vischering, Vi-, Va-, Vischering
noch selb’gen Tags zum Kuhschwof ging, Ki-, Ka-, Kuhschwof ging.
Dies Wunder göttlich grausend
geschah im Jahre tausend-
achthundertvierundvierzig
und wer’s nicht glaubt, der irrt sich.
Ach herrje...
T: Rudolf Löwenstein (Red. d. Kladderadatsch) 1844. Q: u. a.
Das kleine dicke Liederbuch
Im Jahre 1844 wurde in Trier auf Veranlassung Bischof Arnoldis der »Heilige Rock« wieder gezeigt. Diese Reliquie soll angeblich ein Gewand Jesu Christi sein. Damals waren die Zeitungen voller Hohn und Spott über diese Bigotterie. Bei der letzten Zurschaustellung des »Heiligen Rockes« Anfang der 1990er Jahre wurde kaum Kritik laut.
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