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Kein Weib bei der Nacht

In der Schenken. Was soll man auch tun in der Stadt,
wo man grade nur was zu erledigen hat,
neben mir am Tisch ein Mann und ein Weib,
nie gesehn – schwätzen zum Zeitvertreib.
Kommt ein anderes Weib: „Isch der Platz da no frei?“
„Frei ist schon, setz di her, doch eins sag i dir glei:
Isch’s um’s Geld, no hasch bei mir falsch gedacht,
weil i brauch, I brauch kein Weib bei der Nacht.“

Beleidigt isch’s net, und sie setzt sich zu mir.
„Zahl’sch mer wenigschdens so ein ganz kleines Bier?“
„Na gut, hol dei Bier, aber nô isch a Ruh.“
Und sie setzt sich zu mir, und sie lächelt mir zu.
Und mir schwätzet mit den anderen zwei,
aber mehr mitenand, und wir trinken dabei,
von ihr’m Kind, von mei’m G’schäft, doch mir bleibt der Verdacht:
Sie glaubt net: I brauch kein Weib bei der Nacht.

Die andern zwei tanzen, mir tanzen halt auch,
meine Hand auf Ihr’m Ärschel, ihr Bauch auf mei’m Bauch.
Weiter oben druckt sie mir warm in die Rippen –
des beeindruckt mi net – au net ihre Lippen.
In Fahrt kommt mer trotzdem und schwitzt au dabei,
also gang i an’d Theke, bestell nomol zwei –
„Aber die zahl’sch fei selber!“ – Sie nickt und sie lacht,
obwohl’s merkt: I brauch kein Weib bei der Nacht.

’s wird späder und späder, die Schenke isch leer,
unsre Krüge sind’s au, und mein Kopf wird mir schwer.
„’s war schee, doch jetzt gang i hoch in mei Kammer.
Gute Nacht!“ – Schaut mi a: „Horch zu, s’isch en Jammer:
I trau mi so spät net auf’d Gass hier am Hafen.
Kann i net do bei dir in dei’m Kämmerle schlafen?“
Was sagen? „Also gut. Doch s’isch abgemacht:
Mir wisset: I brauch kein Weib bei der Nacht.“

Der Wirt hält die Hand auf, i leg ihm was nei.
I zahl eh scho z’viel, doch etzt simmer halt zwei.
Die Stiegen hinauf, das Bett isch arg schmal,
und zwischen zwei Leut passt da net mal en Aal.
Und i leg scho hin, und sie schlupft aus ihr’m Hemd,
was mei B’herrschung schier über die Bettkanten schwemmt.
Zwar dreh i mi um und halt an mi mit Macht,
bloß i merk scho: ’s wird nix mit kein Weib bei der Nacht.

Denn jetzt nimmt sie mei Hand auf ihr’n Bauch – was no geht.
Bloß no schiebt’s sie nach unten, und no isch’s halt z’spät.
Drum schnapp i se mir, und it bloß mit dr Hand,
und mir jaget und wuhlet im Bett umenand,
dass der Geldsack von Wirt nimmer schlafen kann.
Und dann glaubt sie, s’isch aus, doch dann fang’s Küssen i an,
an em Ort, wo des macht, dass sie schreit, hüpft und lacht...
Des braucht’s halt manchmal: ’s braucht a Weib bei der Nacht.

Und dann schlafen wir ein, und dann wachen wir auf,
und draußen, da nimmt schon die Sonne ihren Lauf,
und drinnen das Leben. I pack – ’s wird spät!
Und sie liegt da und schaut, wie mr schaut, wenn wer geht.
Und i streichel sie nomol, und küss sie, und sag:
„I komm wieder in’d Stadt in genau dreißig Tag’.
Und wenn’d mag’sch, no wart’sch in der Schenken ab acht.
Aber weisch ja: I brauch kein Weib bei der Nacht.“


T&M: Arnulf Breuer