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Die Liebe fügt sich niemand

  1. Die Liebe fügt sich niemand,
    der nichts bieten kann.
    Denn ein jedermann,
    der spricht: „Du Wicht,
    weh dir! Was willst du hier?
    Geh aus der Bahn!
    Zahlst nicht, so richt
    dich schleunig von hinnen!
    Dein Minnen
    steht dir übel an!“
  2. Der Wirt will uns nicht borgen,
    das ist mein größte Klag.
    Er plagt mich Nacht und Tag
    um Geld. O Welt!
    Schäm dich, was drängst du mich,
    du voller Wirt?
    Gleich schellt und bellt
    Frau, Knecht, Dirn und Kinder,
    im Winter,
    wenn’s mich am Beutel friert.
  3. Jetzt trinken wir vom Fläschchen
    ohne Krug und Topf:
    Da wackelt uns der Kopf.
    Schenk ein, Hänslein!
    Das Fläschchen voll, das tut uns wohl!
    Den Schlund geatzt!
    Herr Wein, kommt rein!
    Frisch, lustig gießen
    und fließen,
    bis uns die Blase platzt!
  4. Die Jungfer wollt ich minnen,
    die Wirtin fiel in Zorn.
    Da nahm ich sie aufs Korn.
    Ich hieb und trieb
    das harte Loch aus’nander doch,
    ich armer Knab.
    Da flog das Stroh!
    Der Stadel schüttelt,
    so rüttelt
    ich ihr den Schleier ab.
  1. Dje mynne füget nyemand
    wer da nicht enhat
    wann wo er hin gat
    man spricht / du wicht
    we dir / was wiltu mir
    ge für hin drat
    hast nicht / so richt
    dich balde von hynnen
    dein mynnen
    dir übel ane stat
  2. Der wiert wil uns nicht borgen
    das ist mein grösste klag
    er fegt mich nacht und tag
    umb gelt / o welt
    pfü dich / wie kiffst du mich
    du voller wiert
    nu schellt / und bellt
    frow knecht diern und kinder
    der winder
    mich jnnder taschen syertt
  3. Nv trinck wir auss dem fläschlin
    lassen wir den kopff
    so trenelt uns der schopff
    schenck ein / henslein
    das fläschlin vol / das tüt uns wol
    jm godersnal
    her wein / get ein
    her frischlichen giessen
    und fliessen
    bys jn der blauter fal
  4. Dje junckfrow solt ich mynnen
    das tet der frowen zorn
    ye doch müsst ich sy born
    ich schob / und klob
    dasselbig bloch / von ander doch
    ich arm’ knab
    sy hob / das stro
    der stadel ward schütten
    und rütten
    den jren slayer ab

Oswald von Wolkenstein, Nr. 72, 1415?

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