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Die Ballade von der schönen Stadt Morah

Und als ich in die schöne Stadt reinfuhr,
weil sie so lang und breit am Wasser liegt,
da tat ich gleich bei meinem Bart den Schwur,
dass mich kein Hund aus dieser Stadt rauskriegt.
Ach, sagte ich zu ihr:
ich bleibe ewig dein Geliebter hier.

Da lagen auch soviel Soldaten drin
und gingen Arm in Arm mit mancher Frau.
Ich aber sprang wohl zu dem Wasser hin
und nahm mir eine Wolke weiß und blau.
Ach, sagte ich zu ihr:
du bist mein allerschönstes Schmeicheltier.

Da kam auch eine kleine Fischerin
in einem weißen Segelschiff heran
und fragte, ob ich der Villon wohl sei,
der François, und nicht ein irgendwelcher Mann.
Da sagte ich zu ihr:
Nun nimm ihn schon den Schnabel und probier.

Es schien der wunderblaue Sommerbaum
noch lang herab auf unser Nest im Kraut,
und schließlich wollte sie, dass dieser Traum
nur ihr gehört und keiner andren Braut.
Da sagte ich zu ihr:
Was ewig dauert, macht mir kein Pläsir.

Und als ich wieder aus der Stadt rausfuhr,
nach mir, da gingen die Soldaten auch
und schossen auf der schönen Sommerflur
sich lauter rote Löcher in den Bauch.
Ach, sagte ich zu mir:
wie wär es, wenn ich jetzt zurück marschier?

Da stand die schöne Stadt schon lang nicht mehr
am Wasser um die blaue Pflaumenzeit;
da lagen nur noch Steine kreuz und quer
und eine Krähe schrie vom Baum ihr Winterleid.
Ach, sagte ich zu ihr:
wir bleiben ewig nur zwei Waisenkinder hier.


Text: François Villon, Nachdichtung: Paul Zech
Hörtipp: CD Lismore, „ach so ...“