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Die Ballade an den Herzog von Burgund

Mein sehr verehrter Landesherr: zuvor
ergebnen Gruß. Ich bin zwar kein berühmter Mohr,
kein Kardinal und kein Minister oder so,
ich heiße kurz: Villon, bin unbeweibt
(was allerdings nicht heißt, dass sich kein Weib
an mir mehr reibt,
wenn’s ihr so ist nach solchem Zeitvertreib).
Ansonsten bin ich froh,
wenn mir kein Pastor, dem’s nach meiner Seele juckt,
auf die polierten Stiefel spuckt.

Nun hat nach einer kleinen Sauferei,
am Hafen unten, jemand ein Geschrei
um seinen Hut gemacht, der flog ihm wohl vom Kopf
und aus der Scheide auch zugleich das Schwert.
Da habe ich mich eben notgewehrt,
mehr war er auch nicht wert, der Tropf.
Nun soll ich hier in diesem Affenstall
den Lohn empfangen für den Sündenfall.

Der Affenstall an sich, der stachelt mich
nicht allzusehr; nur das ist widerlich,
dass man kein Geld im Beutel hat.
Ich hänge sozusagen in der Luft
und werde hin und her gebufft
wie ein verschrobnes Brombeerblatt.
Kurzum, mein Herr, es liegt in deiner Macht,
wenn der Villon mal wieder lacht.

Ich habe nie bei armen Leuten angeklopft,
mir oft genug mit Wind das Maul gestopft.
Du aber, Herr, wirst diese Ehre schon
zu schätzen wissen... dachte so an dreißig Pfund
in Gold. Ich zahl natürlich, wenn mich Gott gesund
aus diesem Loch entlässt und der Gendarm mich um den Lohn
nicht etwa noch betrügt, das Doppelte zurück.
Als Pfand vermach ich dir den Galgenstrick.

Notwendige Nachschrift:

Was alles unternimmt man nicht,
wenn vieles schief und noch viel schiefer geht,
es reicht bei mir nicht mehr zu einem Dreierlicht
und in der Finsternis gerät mir kein Gebet.
Doch wenn du glaubst, verehrter Baas,
es macht mir Spaß,
um die paar Pfund
dich anzuheulen wie ein Hund,
dann bist du selber einer
und obendrein noch ein gemeiner.


Text: François Villon, Nachdichtung: Paul Zech