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Weberlied

  1. Im düstern Auge keine Träne,
    sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
    »Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
    wir weben hinein den dreifachen Fluch –
    wir weben, wir weben!
  2. Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
    in Winterskälte und Hungersnöten;
    wir haben vergebens gehofft und geharrt,
    er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt –
    wir weben, wir weben!
  3. Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
    den unser Elend nicht konnte erweichen,
    der den letzten Groschen von uns erpresst
    und uns wie Hunde erschießen lässt –
    wir weben, wir weben!
  4. Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
    wo nur gedeihen Schmach und Schande,
    wo jede Blume früh geknickt,
    wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
    wir weben, wir weben!
  5. Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
    wir weben emsig Tag und Nacht –
    Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
    wir weben hinein den dreifachen Fluch,
    wir weben, wir weben!«

T: Heinrich Heine, »Die schlesischen Weber« 1844; Q: Heine, Hundert Gedichte. Berlin o.J., Vlg. Neues Leben
M: Jörg Ermisch (Liederjan); Q: LP Liederjan Mädchen, Meister, Mönche 1978

Es gibt diverse weitere Vertonungen des Gedichts, z.B. von Helmut König (helm), den Schmetterlingen, den Bläck Fööss...

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