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Wilde Gesellen

  1. Wilde Gesellen, vom Sturmwind durchweht,
    Fürsten in Lumpen und Loden,
    ziehn wir dahin, bis das Herze uns steht,
    ehrlos bis unter den Boden.
    Fiedel, Gewand in farbiger Pracht,
    trefft keinen Zeisig ihr bunter!
    Ob uns auch Speier und Spötter verlacht,
    uns geht die Sonne nicht unter.
  2. Ziehn wir dahin durch Braus oder Brand,
    klopfen bei Veit oder Velten,
    huldiges Herze und helfende Hand
    sind ja so selten, so selten!
    Weiter uns wirbelnd auf staubiger Straß,
    immer nur hurtig und munter;
    ob uns der eigene Bruder vergaß,
    uns geht die Sonne nicht unter.
  3. Aber da draußen am Wegesrand,
    dort bei dem König der Dornen,
    klingen die Fiedeln im weiten Gebreit,
    klagen dem Herrn unser Karmen.
    Und der Gekrönte sendet im Tau
    tröstende Tränen herunter.
    Fort geht die Fahrt durch den wilden Verhau,
    uns geht die Sonne nicht unter.
  4. Wenn uns einmal das Herze bleibt stehn,
    niemand wird Tränen uns weinen.
    Leis nur der Wind wird sein Klagelied wehn,
    drüber die Sonne wird scheinen
    Aus ist ein Leben in farbiger Pracht –
    zügellos drüber und drunter.
    Speier und Spötter, ihr habt uns verlacht,
    uns ging die Sonne nicht unter.

T: mündlich überliefert. M: Fritz Sotke, Anfang der 1920-er Jahre

Eins dieser Lieder die alles durchgemacht haben: Wandervogel, Hitlerjugend, Edelweißpiraten, Pfadfinder, katholische Gruppen, KZ-Häftlinge, Ernst Busch, Bundeswehr, die Falken... Sotke war HJ-Führer, daher gab es auch ein HJ-Liederbuch namens Uns geht die Sonne nicht unter – obwohl dieses Lied mit seinen christlichen Inhalten und der Glorifizierung des Vagantentums gar nicht zum Nationalsozialismus passt. Der Text wird auch schon in Sotkes Erstveröffentlichung als mündlich überliefert angegeben.

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