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Um meine kleine Kammer tobt der Sturm,
im Osten steigt die Röte, vom Turm
singen die Glocken vom Ende der Zeit,
goldüberschüttet das Land weit und breit,
und mir wachsen die kleinen, zerknitterten Flügel
zu mächtigen Schwingen, die Länder vergehn:
Endlich werden die seltnen, verzweifelten Sprünge
zum Flug, den die Wälder und Berge verstehn.

Kämpf ich in den Lüften mit dem Wind,
gegen diese Macht nur ein Kind,
wirft mich herum durch Gewitter und Zeit,
raubt mir den Atem, wirbelt mich weit,
und schleudert mich mächtig hinunter zur Erde,
verweist mich an meinen irdischen Ort,
und da lieg ich am Boden und kralle die Hände
im Staub, und ich heule vor Schwäche und Zorn.

Da suche ich im Alltag wieder Halt,
trotze kleiner Menschen Gewalt,
habe gelernt von Gewittern und Zeit,
könnte nun leben, vor allem gefeit,
doch ich kann das Erlebte wohl nie mehr vergessen
und sehne mich immer nach Wolken und Sturm.
Und ich weiß es: Das nächste Mal halte ich länger
den Mächten stand, werde nicht Spielzeug mehr sein,
und der Tag ist nicht fern, da verschwind ich auf immer,
nur Luft und Licht werd ich im Strom der Zeit sein.


Hraban, 9. 12. 1993 / 30. 4. 1994

Bis Anfang 2001 hieß das Lied „Gilgamesch“. Beim Nachlesen fiel mir auf, dass ich die Epen verwechselt habe. (Das Fragment des Etana-Epos wurde auf Keilschrift-Tafeln in der Bibliothek des Königs Assurbanipal gefunden. Das Lied hat damit allerdings ziemlich wenig zu tun.)

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