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Schweizer Totentanz

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  1. Der bitter Tod bin ich genannt,
    in aller Welt ganz wohl bekannt,
    tuon alle Welt durchziechen.
    Wo ich komm an, muoss alles dran;
    kein Mensch mag mir entfliechen.
  2. Ich komm für bäbstlich Heiligkeit,
    bschrybt sich ein Haupt der Christenheit,
    lass ihm myn Ankunft wissen.
    Gib ihm ein Stoss und mach ihn bloss,
    tuon ihm syn Härz durchspissen.
  3. Dem Keiser tritt ich vür syn Thron,
    und ryss ihm von sym Haupt die Kron;
    wann er mit mir wollt stryten,
    nimm ich ihm bald syn Macht und Gwalt,
    ryss ihm ds Schwärt von der Syten.
  4. Gib ihm auch mit mym Pfyl ein Stich,
    syn Szepter ich zuo Stücken brich,
    zuo Äschen muoss er wärden;
    gib ihm ein Stoss, ist mir nicht z gross
    kein Mensch uf dieser Ärden.
  5. Noch hab ich weder Ruow noch Rast,
    zum Künig reis ich in Palast,
    halt ihn in schlechten Ehren.
    Syn Purpur Kleid tuon ich mit Leid
    in schwarze Farb verkehren.
  6. Den Fürsten gib ich kurzen Bscheid,
    schau nicht uf ihr Durchlüchtigkeit,
    heb uf sie an zuo schiessen.
    All ihre Knächt sind viel zuo schlächt –
    die Tür könd sie nicht bschliessen.
  7. Markgrafen, Ritter insgemein,
    die rychen Herren gross und klein
    müessen sich vor mir bucken.
    Ihr Helm und Schilt bi mir nicht gilt –
    schlag all in tusend Stucken.
  8. Dem Doctor ist syn Zyt auch bstimmt;
    wann er schon ein Purgatz ynnimmt
    nimm ich ihm doch das Läben.
    Der Wurzlen Kraft und Krüter Saft
    hilft nicht, ist alls vergäben.
  9. Jungfräulyn sind mir nicht zuo fyn,
    ich dämpfe ihren Hoffarts Schyn,
    tuon ihren Muotwill stillen;
    ihr stolzer Gang währt gar nicht lang,
    zum Grab müessen s’ bald ylen.
  10. Die Jüngling nimm ich bi dem Haar,
    die noch wend leben lange Jahr,
    die werden sehr betrogen.
    Bin wie ein Blind, nimm auch die Kind,
    die noch nicht hand usgsogen.
  11. Der arme Mann mit Wyb und Kind
    mit schwerem Schweiss syn Brod auch gwinnt,
    ist gar schwer überladen;
    ich zieh ihn ab, leg ihn ins Grab –
    ist küehl, mag ihm nicht schaden.

Q: Anderi Lieder

„Dieses Totentanzlied war – oft stark zersungen – in der ganzen Schweiz verbreitet. Der früheste datierte Beleg stammt aus dem Jahr 1675 (31 Strophen).
Man beachte die soziale Abstufung des Todes: Der Mächtige wird zerstochen und zerschlagen, der arme Mann schließlich sachte ins Grab gelegt – in der Hoffnung, dass es ihm nicht schaden möge.“
Purgatz = Purgans, Abführmittel
angerweit singt eine noch stärker gekürzte Version

Dreistimmige Version (arr. angerweit)

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Einstimmiges Original

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