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Nun laube, Lindlein, laube

Ay laev aus, Leindle, laev aus,
ich kons ni lenger dertroen:
ich hor verlorn mai Livle,
hor goer an traurige Tog.

Houst du verlorn dai Livle,
houst du an traurige Tog:
gie onnder dassalvige Leindle,
brich dir zwä Kranzlein ô.

Do aene dos ies vo Raute,
dos ander vo grunen Klie;
di schick ich wuol ma’m Buhler,
onn wels ar hobe wiel.

Wos schickt ar mir denn wieder?
Vo Gould a Reingerlain;
dorauff do steit geschrive:
Schon Liv, vergieß ni main!

Wie soulld ich dain vergasse!
Ich gedenk ju dainer noch;
onn seillts su lenger weären,
mai Lave misst ich lon.

Nun laube, Lindlein, laube,
nicht länger ich's ertrag:
ich hab mein Lieb verloren,
hab gar ein traurigen Tag.

Hast du dein Lieb verloren,
hast du ein traurigen Tag:
geh unter jenes Lindlein,
brich dir zwei Kränzlein ab.

Das eine ist von Raute,
das ander von grünem Klee;
die schick ich meinem Buhlen,
ob er eins haben will.

Was schickt er mir denn wieder?
Von Gold ein Ringelein;
darauf da steht geschrieben:
Schöns Lieb, vergiss nicht mein!

Wie soll ich dein vergessen?
Ich gedenk ja deiner noch;
und sollts so länger währen,
mein Leben müsst ich lan.


Volkslied, M 1555; in J. G. Meinerts „Fylgie“ (1817)
Q: Walther Hensel, „Das aufrecht Fähnlein“, Kassel 1933(2), Bärenreiter

Ich weiß auch nicht so recht, warum ich das Lied hier aufgenommen habe. Wahrscheinlich, weil ich schon öfter über den Titel gestolpert bin und dann wissen wollte, was das eigentlich für ein Lied ist...
Der Herausgeber schreibt: „Die herbe, mixolydische Weise aus dem 16. Jahrhundert ist nur unter obigem Namen mit einer geistlichen Umdichtung erhalten. Unser mährisches Kuhländchen hat, wie so manche andere alte Dichtung, auch diese in unversehrter Gestalt erhalten.“

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